In Trümmern: Bei einem Raubüberfall im April 2015 werden die Geldautomaten der Raiffeisenbank in Veyrier gesprengt. 

 

 

Bankomaten serienweise geplündert

Im Jahr 2020 werden europaweit Bankomaten zum Ziel von Überfällen, so auch in der Schweiz. Im Herbst gehen die Täter serienweise nach dem gleichen Muster vor: Sie sprengen die Geldtresore.

Mitten in der Nacht reisst ein gewaltiger Knall die Anwohnerinnen und Anwohner im friedlichen Berner Utzenstorf aus dem Schlaf. Es folgen ein zweiter und ein dritter Knall – drei Explosionen nacheinander. Rauch steigt aus dem Bahnhofsgebäude. Ziel des Angriffs: ein Bankomat. Schwarz vermummte Männer räumen Trümmer beiseite. Sie erbeuten in weniger als zehn Minuten mehrere Zehntausend Schweizer Franken und fliehen – auf dem Motorroller. 

Dasselbe Szenario

Ein paar Tage später. Dasselbe spielt sich in Büren an der Aare ab, ebenfalls Kanton Bern: Bankomat gesprengt, auf dem Motorroller fliehende Männer. Gesprengte Bankomaten auch in Roggwil, Cologny, Perly, Arni, Satigny, Vicosoprano, Rothrist … nur ist dort das Vorgehen ein wenig anders. Ob einige der 22 Sprengstoff-Anschläge im Jahr 2020 die Handschrift derselben Täter tragen?

Für fedpol, das im Auftrag der BA ermittelt, zählt jedes Indiz. Allen Überfällen gemeinsam ist der Einsatz von Sprengstoff. Die Täter setzen gewöhnliches Schwarzpulver ein, aber auch unkonventionellen Sprengstoff, TNT (Trinitrotoluol) oder sogar TATP (Triacetontriperoxid). Diese Informationen bestätigt auch das Forensische Institut Zürich (FOR), ein wichtiger Partner von fedpol.

Lauter Knall

Je nach Tatvorgehen ist eine andere Behörde für die Ermittlungen zuständig. Wird der Bankomat mit Hilfe von Werkzeugen geknackt (Winkelschleifer, hydraulische Spreizer, Hebelgeräte etc.), ermitteln die Kantonspolizeien unter der Leitung der kantonalen Staatsanwaltschaften. fedpol, unter der Leitung der Bundesanwaltschaft, ist für sogenannte Sprengstoff-Fälle zuständig, also wenn ein Bankomat mit Sprengstoff aufgebrochen wird. Verwendet werden selbstgemachte explosive Substanzen wie TATP, gewöhnliches Schwarzpulver, unkonventionelle Sprengkörper oder TNT. Bei jeder Explosion entstehen meist schwere Sachschäden, und Menschen werden in Gefahr gebracht. Besonders gefährlich sind nicht explodierte Ladungen.

Ganz Europa ist seit 2019 von diesem Phänomen betroffen: die Niederlande, Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich, Rumänien, Spanien. fedpol kann verschiedene organisierte Banden identifizieren, die das lukrative Terrain unter sich aufteilen. Die Herkunft der Täter ist breit gefächert: Sie stammen aus dem Balkan, aus Frankreich, Rumänien, Moldawien und Nordafrika. Sie schreiten in der Regel in Dreier- oder Vierergruppen zur Tat und nutzen verschiedene Transportmittel für die Flucht. Oft reicht eine winzige Spur, um sie zu identifizieren. So zum Beispiel eine DNA-Spur. Was die Überfälle von Utzenstorf und Büren an der Aare betrifft, sind die Täter zwar weiterhin auf der Flucht, doch fedpol ist ihnen auf der Spur...